Lachendorfer Radweg zu schmal?
Anwalt will die
Benutzungspflicht kippen

Lachendorf (bo). Müssen bald viele Radweg-Schilder in der Gemeinde Lachendorf - und damit eigentlich auch im ganzen Landkreis - abmontiert werden? Der Hamburger Rechtsanwalt Frank Bokelmann stammt aus der Samtgemeinde Lachendorf und macht mobil gegen die Radweg-Benutzungspflicht, die durch ein weißes Fahrrad auf blauem Grund symbolisiert wird.

Frank Bokelmann verweist auf einen vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) unterstützten Musterprozess gegen die Radwegebenutzungspflicht in Hamburg, der mit einem Urteil zu Gunsten der Kläger ausgegangen ist. In einer E-Mail, die eine Pressemitteilung des ADFC zu der Angelegenheit enthält und die der Jurist auch an die CZ geschickt hat, schreibt er der Samtgemeinde Lachendorf: "Ich denke, einem Lachendorf ohne Radwegebenutzungspflicht steht nichts mehr im Wege."

In seiner Argumentation beruft sich der ADFC auf eine Novelle der Straßenverkehrsordnung von 1998, nach der diese Pflicht nur bestehen darf, wenn der Radweg bestimmte bauliche Mindestkriterien erfüllt. Ein separater Weg nur für Radfahrer muss demnach mindestens 1,50 Meter breit sein, ein kombinierter Rad-Fuß-Weg muss mindestens 2,50 Meter Breite aufweisen.

Bokelmann sagt, mit seinem Anliegen sei er bei der Lachendorfer Verwaltung bislang abgeblitzt. Nun überlegt er, vor dem Lüneburger Verwaltungsgericht den Klageweg zu beschreiten. Seine Motive sind persönlicher Art: "Die Lachendorfer Radwege haben mich schon geärgert, als ich dort aufgewachsen bin." Heutzutage sei er alle zwei bis drei Wochen dort. "Die Radwege sind fast alle nicht breit genug und man muss als Radfahrer oft auf die linke Seite wechseln." Das sei gefährlicher, als auf der Straße zu fahren. "Wenn manŐs ernst meint, dann muss man auf beiden Seiten Radwege bauen, die breit genug sind. Ich fahre im Schnitt 20 bis 25 Kilometer pro Stunde und muss an jeder Kreuzung dreimal hingucken. Das ist nicht sicher, das muss ich nicht in Kauf nehmen. Die Schilder müssen weg."

Die fraglichen Radwege verlaufen zum Teil an Gemeindestraßen, zum Teil auch an Kreis- und Landesstraßen. Landkreis und Gemeinde als zuständige Behörden wollen Bokelmanns Ansinnen nicht nachkommen. "Von der juristischen Seite her hat der Mann sicher Recht", sind sich Lachendorfs Verwaltungschef Jörg Warncke und Kreisrat Gerhard Probst einig.

"Aber wir können nicht alle Wege verbreitern, das ist gar nicht zu bezahlen", meint Warncke. Er ist sich mit Probst einig, dass es zu den blauen Radwegschildern keine sinnvolle Alternative gibt: "Auf dem Radweg ist es immer noch sicherer als auf der Straße. Und es hilft nichts, wenn niemand mehr den Radweg als solchen erkennt." Nach Auskunft von Dieter Schur, Leiter des Straßenverkehrsamtes beim Landkreis, sind die Lachendorfer Radwege zehn bis 20 Zentimeter zu schmal.

"Radwege des Lachendorfer Kalibers waren 1998 der Grund für die Novelle", sagt Bokelmann. Durch Celle kommt er auch ab und zu mit dem Fahrrad: "Ich habe mir jetzt erst einmal Lachendorf ausgeguckt, aber Celle wird, denke ich, auch noch ein paar Schilder verlieren."

Holger Boden, Lachendorf, 22.12.01